Kredit
Was ist ein Kredit überhaupt?
Ein Kredit ist ganz vereinfacht gesagt „ausgeborgtes Geld“. Etwas konkreter ist es das Geld, das sich jemand für eine bestimmte Zeit bei einem anderen Menschen oder bei einer Bank bzw. einem Kreditinstitut ausborgt.
Der Begriff Kredit kommt von dem lateinischen Wort „credere“ und bedeutet so viel wie „glauben, vertrauen“. Daher nennt man den Menschen, der das Geld hergibt bzw. verborgt, auch "Kreditgeber" oder "Gläubiger", weil er daran glaubt sein Geld wiederzubekommen.
Bei einem Kredit bekommt der Kreditgeber neben der „Tilgung“ des verborgten Geldes auch Zinsen. Wie hoch die sind, hängt vom aktuellen Zinssatz ab, der sich in der Regel am Leitzinssatz der Zentralbank, in Europa an jenem der Europäischen Zentralbank (EZB), orientiert.
Unter Zinsen versteht man sehr vereinfacht gesagt den Preis, den man dafür zu bezahlen hat, um einen Kredit zu bekommen.
Kreditvoraussetzungen
Um in Österreich einen Kredit beantragen zu können, muss man zumindest 18 Jahre alt, also voll geschäftsfähig sein.
Danach kommt schon die Bonität, also deine Kreditwürdigkeit als wesentliche Voraussetzung an die Reihe. Deshalb prüfen Kreditinstitute, ob du in der Lage bist den Kredit zu tilgen, das bedeutet die geliehene Summe inklusive der vereinbarten Zinsen im ausgemachten Zeitrahmen zurückzuzahlen.
Deine Bonität können Banken zum Beispiel bei Gläubigerschutzverbänden wie dem Kreditschutzverband 1870 (KSV), dem Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) oder dem Österreichischen Verband Creditreform (ÖVC) abfragen.
Von deiner Bonität ist letztendlich die Höhe der Zinsen abhängig. Anders gesagt:
Je schlechter deine Bonität, desto höher die Kreditzinsen.
Eine wesentliche Voraussetzung für einen Kredit ist regelmäßiges Einkommen. Solltest du einen sehr hohen Kredit brauchen, zum Beispiel für einen Haus- oder Wohnungskauf, dann brauchen die Banken zusätzlich zum regelmäßigen Einkommen weitere Sicherheiten. In diesem Fall könnte das ein Eintrag ins Grundbuch sein. In manchen Fällen verlangt die Bank auch eine Bürgschaft.
Bürg:in / Bürgschaft
Bei einer Bürgschaft verpflichtet sich eine andere Person (Bürge/ Bürgin), deine Schuld zu übernehmen, falls du diese nicht wie vereinbart bedienen kannst. Solltest du also deine Kreditraten nicht mehr bezahlen können, weil du zum Beispiel deinen Job verlierst und plötzlich arbeitslos bist, muss dein/e Bürg:in die Kreditraten statt dir bezahlen. Eine Bürgschaft endet in der Regel erst dann, wenn der Kredit, für den eine Person bürgt, getilgt, also abbezahlt ist.
Das Kreditgespräch
Einen Kredit solltest du nie aus Jux und Tollerei aufnehmen. Zu schnell tappt man in die Schuldenfalle und ist plötzlich nicht mehr in der Lage die Schulden zu begleichen.
Daher empfiehlt es sich, einen Kredit immer und ausschließlich bei Banken oder selbstständigen und gewerberechtlich eingetragenen Finanz- oder Vermögensberater:innen aufzunehmen. Diese werden mit dir ein Kreditgespräch führen. Das mag vielleicht lästig sein, weil du dabei viele Fragen beantworten musst. Diese Fragen sind aber wichtig, um sicher gehen zu können, dass du dir den Kredit auch wirklich leisten kannst.
Um die Fragen deines/r Berater:in zu verstehen und beantworten zu können, macht es Sinn, sich auf ein Kreditgespräch gut vorzubereiten.
Auf diese Fragen solltest du dich vorbereiten:
- Wie hoch ist die benötigte Kreditsumme?
- Was soll mit dem Kredit finanziert werden und wie hoch sind die Eigenmittel?
Das ist deswegen wichtig, weil die Höhe der Zinsen und die Laufzeiten auch davon abhängen, was finanziert werden soll. So sind zum Beispiel die Zinsen bei einer Immobilienfinanzierung günstiger als bei der Anschaffung von Elektrogeräten. Warum? Weil das Risiko für die Bank bei einem Haus geringer ist als beim neuen Flat-TV. Das Haus könnte im Notfall verkauft werden und die Bank kommt so zu ihrem Geld. Beim TV-Gerät sieht das anders aus.
Die Frage nach Eigenmitteln ist deshalb wichtig, weil es für manche Finanzierungen klar geregelte Vorgaben gibt. Bevor wir aber darauf eingehen, beantworten wir rasch die Frage, was eigentlich Eigenmittel sind: Eigenmittel sind der Geldbetrag, den du ohne Kredit für die Finanzierung beisteuern kannst. Das kann zum Beispiel bereits von dir selbst angespartes Geld sein, das kann aber auch ein Betrag sein, den dir z.B. deine Eltern oder Großeltern schenken, um etwas zu finanzieren.
Zurück zu den Vorgaben: Willst du dir zum Beispiel eine Immobilie kaufen oder bauen, dann gilt seit August 2022 die "Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung" (auch KIM oder KIM-Verordnung genannt). Diese besagt, dass du zur Finanzierung einer Immobilie zumindest 20 Prozent Eigenmittel brauchst UND, dass für den Kredit maximal 40 Prozent des Haushaltseinkommens aufgewendet werden dürfen. Sollte also die Wohnung, die du dir kaufen willst, 300.000 Euro kosten, dann brauchst du zumindest 60.000 Euro Eigenmittel, um überhaupt einen Kredit zu bekommen.
- Wie sieht dein Haushaltsplan aus?
Was ein Haushaltplan ist, haben wir im Text „Basiswissen Finanzen“ bereits beschrieben. Hier nur so viel: Wenn wir bei dem Beispiel von zuvor, dem Hauskauf, bleiben, dann ist der Haushaltplan die Grundlage dafür, um zu wissen, wie hoch 40 Prozent des Haushaltseinkommens sind und damit, wie hoch eine mögliche monatliche Kreditrate maximal sein darf.
- Fixer oder variabler Zinssatz
Auch dieses Thema wurde bereits im Text „Basiswissen Finanzen“ behandelt.
- Wie lange soll die Laufzeit sein?
Bei Immobilienkrediten gibt es Laufzeiten von bis zu 35 Jahren. Bei anderen Finanzierungen (Auto, Wohnungseinrichtung, etc.) werden die Laufzeiten deutlich kürzer sein und sich eher im Bereich von einem bis zehn Jahren bewegen.
- Gibt es weitere Kredite?
Abgesehen davon, dass diese Frage sowieso mit dem Haushaltsplan (also den laufenden Einnahmen und Ausgaben) geklärt ist, ist es für die Bank wichtig, das zu wissen. Denn mit jedem zusätzlichen Kredit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass du deinen Verpflichtungen während der Laufzeit vielleicht nicht mehr nachkommen kannst, weil du zum Beispiel Job wechselst und künftig etwas weniger verdienst. Womit wir wieder beim Thema Bonität und Höhe der Zinsen wären.
Kredit vs. Leasing
Nehmen wir als Beispiel die Anschaffung eines Autos: Wenn du die Kaufsumme, also den Preis für ein Auto nicht sofort vollständig aufbringen kannst und auch niemand da ist, der dir unter die Arme greift und für dich zahlt, dann hast du in der Regel die Alternativen Kredit oder Leasing. Und spätestens jetzt stellt sich die Frage?
Was nehmen? Was ist der wesentliche Unterschied?
Bei einem Leasingvertrag gehört das Auto dem Leasinggeber. Im Zulassungsschein steht zwar dein Name, im Typenschein wird es aber einen „Eigentumsvermerk“ geben, dass eine Leasinggesellschaft die Eigentümerin ist. Der Vermerk wird am Ende der Laufzeit dann gelöscht. Leasing ist somit mit einer Miete für etwas vergleichbar.
Bei einem Kredit bist du vom ersten Tag an der/die Eigentümer:in.
Vergleicht man die laufenden Raten, fällt auf, dass Leasingraten in der Regel günstiger sind. Das ist verlockend – aber Vorsicht: Bei einer Leasingfinanzierung bleibt am Ende der Laufzeit ein Restwert übrig, der dann noch zu bezahlen ist. In Summe zahlt man bei einer Leasingfinanzierung zumeist mehr als bei einer Kreditfinanzierung.
Der Online-Kredit
Heute kann man (fast) alles bequem von zu Hause aus erledigen. Das sind wir gewohnt, und das schätzen wir auch. Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch Kredite online abgeschlossen werden können. Bei sogenannten Online- oder Sofortkrediten kommt man rasch zu der gewünschten Geldsumme. Das geht, wie der Name schon sagt, sehr schnell. Viele Unternehmen werben damit, das Kreditverfahren binnen 24 oder 48 Stunden abzuwickeln.
Wie bei allem, was wir im Internet machen, besteht auch bei Online-Krediten die Gefahr, auf unseriöse Kreditvermittler:innen zu stoßen. Versichere dich daher, dass du es tatsächlich mit einem renommierten Unternehmen zu tun hast, denn andernfalls könnte es für dich sehr teuer werden.
Apropos teuer: Die Kurzfristigkeit und die bequeme Variante, von zu Hause aus alles zu erledigen, können ihren Preis haben. Viele Online-Kredite sind, was die Effektivverzinsung anbelangt, (etwas) teurer als traditionelle Kredite, die nicht online von dir abgewickelt werden. Ein weiterer Unterschied ist, dass Online-Kredite, was die entlehnbare Summe anbelangt, begrenzt sind. Je nach Institut liegt der Maximalbetrag zumeist bei 10.000,- bis 20.000,- Euro.
Aber Vorsicht: Die Versuchung kann groß sein, rasch einen Kredit abzuschließen, wenn es so einfach geht. Daher vorher überlegen, ob du den Kredit wirklich brauchst!
Wann macht ein Kredit Sinn?
Auf jeden Fall dann, wenn du damit in deine Zukunft investierst. Das ist anhand von zwei Beispielen leicht zu erklären.
Investierst du in ein Eigenheim, eine eigene Wohnung oder Haus, dann zahlst du jetzt zwar mehr, ersparst dir aber später – in der Pension – die Miete und zudem bleibt auch der Wert der Immobilie. Die Wohnung, das Haus kannst du später entweder verkaufen oder vererben.
Sinn macht ein Kredit auch dann, wenn du mit dem geborgten Geld zum Beispiel in deine Bildung investierst. Denn in der Regel steigen deine Gehaltschancen mit einer besseren Ausbildung, und somit rechnet sich das in dich investierte Geld langfristig auf jeden Fall. Beide Beispiele dienen langfristig dem Vermögensaufbau, weshalb hier ein Kredit durchaus Sinn macht.
Anders sieht das bei Investitionen in Konsumgüter aus. Hier solltest du dir die Frage stellen, ob die Anschaffung z.B. eines größeren TV-Gerätes wirklich kreditfinanziert sein muss, oder ob das nicht auch mittels einer Sparform, zum Beispiel eines Festgeldkontos, möglich wäre. Viele unterliegen nur allzu gerne dem Reiz des Neuen.
Daher ein Tipp:
Kreditentscheidungen nie spontan – aus der momentanen Emotion heraus – treffen. Hier gilt der Spruch, den sicher auch du öfters von deinen Eltern und Großeltern gehört hast: „Zumindest einmal darüber schlafen, Vor- und Nachteile abwägen und dann erst die Entscheidung treffen“. Und wenn du dich für einen Kredit entscheidest, nimm nicht gleich den erstbesten, sondern vergleiche. Das geht sehr leicht online mit diversen Kreditrechnern. Und selbst dann ist ein Kreditgespräch mit einer/m Expert:in deiner Wahl auf jeden Fall zu empfehlen.
Der Kreditrechner
Spätestens beim Thema Online-Kredit muss man den Kreditrechner erwähnen. Hier gibt es zahlreiche Angebote im Internet die dir helfen zu vergleichen. Einfach den Begriff „Kreditrechner“ eingeben und schon kannst du rasch und einfach verschiedene Angebote gegenüberstellen. Du wirst sehen, es kann da wirklich zu großen Unterschieden kommen. Die beste Möglichkeit zum Vergleich ist der Effektivzinssatz, den alle Angebote extra ausweisen müssen. Der Effektivzinssatz umfasst nämlich die Gesamtkosten. Das sind neben den offensichtlichen Sollzinsen auch Spesen, Kontoführungsentgelte oder Bearbeitungsgebühren, etc.